Colbitz-Letzlinger Heide
Wird von der Heide gesprochen, ist in der Regel das ehemals königliche Gebiet der Colbitz-Letzlinger Heide gemeint. Das Landschaftsgebiet der Heide ist aber in Wirklichkeit größer als das genannte Gebiet, denn die angrenzenden Waldgebiete sind ebenfalls recht umfangreich. Der Gebietsstand der Colbitz-Letzlinger Heide betrug nach den Unterlagen der Forsteinrichtung 1906/07 für die einzelnen Oberförstereien gesamt 29.491 ha. Etwa nochmals 25 % ergeben die angrenzenden Waldflächen, so dass ein rund 370 km² großes Waldgebiet vorhanden ist. Es kann daher mit Recht vom größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands gesprochen werden, das zudem so dünn besiedelt ist wie kein anderes Gebiet.
Zur Zeit sind zwar im Kerngebiet, bedingt durch die militärische Nutzung, umfangreiche unbewaldete Flächen vorhanden, die temporär mit Zwergstrauchheiden bewachsen sind. Die Namen und Bezeichnungen Heide haben sich im Laufe der Geschichte mehrfach gewechselt. Im 1. Jahrhundert hieß sie Wendenheide, im 14. Jahrhundert war Gardeleber Heide gebräuchlich. Ob damit aber das gesamte Gebiet oder nur Teile davon gemeint waren, ist nicht eindeutig feststellbar. Danach hatten Teile der Heide Namen nach den Besitzverhältnissen. Der südliche Teil, etwa der Oberförsterei Colbitz entsprechend, hieß die Bischofsheide. Der westliche Teil um Planken und Hütten wurde Halbgerichtsforst oder Linderheide (nach der ehemaligen Linderburg bei Calvörde) genannt. Ein Teil der Oberförsterei Jävenitz, der Eigentum des Klosters Neuendorf war, war die Klosterheide. Zwischen Halbgerichtsforst und Klosterheide erstreckt sich von Letzlingen über Dolle bis nach Burgstall die Markgrafenheide der brandenburgischen Kurfürsten. Ab dem 18. Jahrhundert begegnen uns die Bezeichnungen „Königliche Forst“, vereinzelt auch Königsheide und seit etwa einem Jahrhundert wird die Bezeichnung Colbitz-Letzlinger Heide üblich.
Wie die Heide zu ihrem Namen kam
Hört man Heide, so sieht man vor dem inneren Auge eine baumarme Landschaft mit Heidekraut bewachsen. Heide ist wahrscheinlich abgeleitet aus dem althochdeutschen „heien“ = wachsen. Der Begriff unterlag im Laufe der Jahrhunderte einem mannigfaltigen Bedeutungswandel. Ursprünglich war Heide wohl alles Land außerhalb der Wohnstatt und außerhalb des mit einem Flechtzaun von der Landschaft abgetrennten Gartens. Im Gotischen umfasst die Bezeichnung „Haithi“ auch das Acker- und Wiesenland, um das sich der sesshaft gewordene Mensch anfangs wenig sorgte. Mit der stärkeren Ausbildung des Eigenbesitzes, der engeren Verbindung des Ackers mit dem Hof und des intensiveren Feldbaues wurden die Felder vom Begriff Heide getrennt. In fast allen Mundarten wird nun die Heide auf die von Menschenhand unberührte Natur, also auf das „unbebaute Land“ bezogen, so dass im Mittelalter die Wälder und im weiteren Sinne auch die Wiesen zur Heide gehörten. Den letzten Begriffswandel erfährt der Begriff Heide etwa im 14./ 15. Jahrhundert, als er anstelle des „unbebauten Landes“ für „unbebaubares Land“ angewandt wird, also untauglich zum Anbau landwirtschaftlicher Kulturen. Luther spricht von der „öden, dürren, wilden Heide“.
Die Besiedelung der Heide
Die heute siedlungsarme Heide war im Mittelalter erheblich stärker besiedelt. Von den damals bestehenden, urkundlich bekannten Orten sind etwa 30 wieder verschwunden. Ihr Untergang fällt in das 14./15. Jahrhundert. Die Lage der Orte ist häufig nicht mehr genau festzustellen und geht auch aus den Urkunden nicht immer eindeutig hervor. Oft ist die erste urkundliche Erwähnung auch schon die Feststellung, dass der Ort wüst sei. Von einigen sind oder waren noch bis in jüngster Zeit Überreste erhalten, wie z.B. der Brunnen von Schönfeld oder Mauerreste der Kirche von Sibow. Von anderen kündet nur noch eine Forstortbezeichnung auf der Landkarte. Die Entstehung dieser Siedlungen erstreckt sich über mehrere Siedlungsperioden. Die Ursachen des Verschwindens vieler Orte sind vielschichtig. Die Streitigkeiten um den Besitz der Heide zwischen dem Erzstift Magdeburg, dem Herzogtum Braunschweig und dem Markgrafen von Brandenburg, die zu mehreren Kriegen führten, die Pestepedemien in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, Wegzug der Leute in die sich um diese Zeit verstärkt bildenden Städte und nicht zuletzt die schlechten Boden- und Ertragsverhältnisse an manchen Orten werden die Gründe dafür sein. Dies und dazu das zunehmende Interesse der Landesherren an der Jagd, die ja große und leere Wälder erforderte, wird auch eine Wiederbesiedlung verhindert haben, die in anderen Landesteilen ja durchaus erfolgte. Ausnahmen sind hier Letzlingen und Dolle. Die bisher letzte Ortschaft, die in der Heide wüst wurde ist Salchau, das 1935 dem entstehenden Schießplatz der Wehrmacht weichen musste.
Die militärische Nutzung der Heide
Die militärische Nutzung begann mit der Einrichtung einer Schießbahn. Rüstungsbetriebe und Heer suchten schon lange nach einem geeigneten Gelände zur Erprobung von Geschützen, denn der südöstlich von Tangermünde gelegene Schießplatz der Grusonwerke Magdeburg entsprach mit seiner Länge von 5 km längst nicht mehr dem Stand der Entwicklung von Artilleriewaffen, deren Reichweite immer größer geworden war. Nachdem die Wahl ihrer geringen Besiedlungsdichte und der großen Nord-Süd-Ausdehnung auf die Colbitz-Letzlinger Heide gefallen war, begannen 1934 die Vorbereitungsarbeiten zum Bau der Schießbahn. Das Dorf Salchau wurde umgesiedelt, ebenso zahlreiche Förstereien, wie Paxförde und Schnöggersburg, und der Schießbetrieb begann 1935.
Nach 1945 erschien es erst einmal, dass die militärische Nutzung zu Ende sei. Doch ab 1951 nahm die Sowjetarmee den ganzen Platz einschließlich der bisher noch bewaldeten Sicherheitszonen in Besitz. Auf dem nun nicht mehr als Schießplatz, sondern vorwiegend als Panzerübungsplatz genutztem Platz setzte eine beispiellose Waldverwüstung ein. Manche Waldteile wurden einfach in Brand gesteckt, und bald dehnte sich der Umfang des Platzes über seine ursprünglichen Grenzen, insbesondere in östlicher Richtung aus. Die gesamte Colbitz-Letzlinger Heide durfte nicht mehr betreten werden, und das ursprünglich dicht bewaldete Gebiet war zu einer großen Freifläche umgeben von einem schmalen Waldgürtel geworden. Lediglich im Ostteil, im Gebiet der Oberförsterei Burgstall blieb der Wald erhalten, obwohl auch hier umfangreiche Sperrgebiete lagen. Mit dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte 1992/94 ging diese Ära zu Ende und erstmals konnten die Bewohner der umliegenden Ortschaften sich ein Bild von den Ausmaßen des Übungsplatzes und von der Zerstörung der Colbitz-Letzlinger Heide machen.
Diese Bilder der Verwüstung und der Wunsch, die verbliebenen Wälder wieder betreten zu können, lösten die Bewegung für eine künftige zivile Nutzung der Heide aus. Hinzu kam, dass die militärische Nutzung der Heide noch nie, weder 1935 noch nach dem Zweiten Weltkrieg, von der Bevölkerung akzeptiert worden war. Aber alle Proteste nutzten nichts, denn als die sowjetischen Truppen noch in der Heide waren, war die Bundeswehr schon bei der Erkundung des Platzes, um ihn weiterhin zu nutzen. Aus der Sicht der Bundeswehr auch verständlich, denn ein idealerer Platz für Übungen mit Panzern ist kaum vorstellbar. Um den anliegenden Gemeinden dies verständlich zu machen, wurde mit wenig Fingerspitzengefühl vorgegangen. Alle Proteste nützten letztendlich nichts, der Bundestag beschloss die weitere militärische Nutzung und die Bundeswehr zog in die Heide ein. Unter den neuen Bedingungen ist es nun notwendig, die verschiedenen Interessengruppen in der Colbitz-Letzlinger Heide, wie Trinkwasserschutz, Naturschutz, Tourismus, naturnahe Waldbewirtschaftung und Gefechtsübungen auf einen allseitig akzeptablen Kompromiss zu bringen.
Ganz in der Nähe von Born lag der Tonneborn, ein recht großer See, der früher als Badesee von den Einwohnern der umliegenden Ortschaften genutzt wurde. Hierbei handelte es sich um einen ca. 5000 m² großen See, ca. 2 km östlich des Dorfes inmitten des Forstes. Der Weg dorthin ist seit 1945 durch die militärische Nutzung des Gebietes versperrt. Vom See ist leider nicht mehr viel übrig geblieben. Lehmabbau und die Nutzung des Badesees als Waschanlage für Panzer durch das russische Militär ließen den See eintrocknen. Der östliche Teil der Gemarkung liegt innerhalb des einstweilig gesicherten Naturschutzgebietes „Planken-Osterstege“.