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Schloss Angern

Vorschaubild Schloss Angern
Vorschaubild Schloss Angern

Das Schloss Angern liegt wohl auf einer künstlich angelegten Insel. Die von Christoph Daniel I. errichtete barocke Dreiflügelanlage hat durch den Umbau unter Graf Edo im Jahre 1843 ihre heutige Gestalt erhalten. Der damals beliebte "römische" Villenstil mit flachen Dächern und nüchternen großen Fensterreihen verleiht dem Ganzen ein fremdartig-vornehmes Aussehen. Im Innern haben sich Teile der barocken Einrichtung erhalten.

 

anno 1341 Die Geschichte des Schlosses beginnt mit Otto von Magdeburg, der im erzstiftlichen Besitz Angern eine Burg bauen lässt. Leider kann man sich heute nur noch anhand des Wassergrabens, der Brücken und der Kellergewölbe vorstellen, wie diese Burg einst ausgesehen haben mag. Ob es eine Zugbrücke oder mehrere Wehrtürme gab, bleibt der Phantasie überlassen, da diese Burg, wie auch das ganze Dorf Angern, während des Dreißigjährigen Krieges (1631) vollständig nieder brannte.

 

anno 1424 Die Familie von der Schulenburg ist erstmals mit den Brüdern Ritter Barndt und Werner von der Schulenburg in Angern vertreten. Die Familie stammt tatsächlich von einer Burg - der Schulenburg - ab, die in der Nähe von Stappenbeck bei Salzwedel stand.

 

anno 1567 Das Lehen wird auf die weiße Linie des Geschlechts als Fideikommiss übertragen, was bedeutet, dass der Besitz auch nach dem Tod des Lehnsinhabers in der Familie verbleibt und nicht an den Erzbischof zurückfällt. Fortan werden in Angern drei Güter geführt: Gut Althansens-Teil, Gut Vergunst und Gut Angern.

 

anno 1631 Im Dreißigjährigen Krieg brannte das Schloss, sowie das gesamte Dorf ab. Nachdem Angern jahrelang verwaist war, bauten die Schulenburgs zunächst die Wirtschaftsgebäude wieder auf, deren Überreste noch heute sichtbar sind. Außerdem wurde ein kleines, wahrscheinlich quadratisches Wohnhaus, errichtet.

 

anno 1736 Dieses Wohnhaus ließ der Königlich Sardinische General der Infanterie Christoph Daniel von der Schulenburg in ein Schloss umbauen. Christoph Daniel war in sardinischen Diensten zu großem Reichtum gelangt und wählte Angern als seinen Altersruhesitz. Die drei Güter, die von seinen Vettern bewirtschaftet wurden, waren nicht wirtschaftlich und gerieten daher in Zahlungsschwierigkeiten. Christoph Daniel vereinte 1734 und 1738 wieder alle Teile durch Kauf in einer Hand. Zusätzlich erwarb er das Vorwerk Ellersell und weitere Güter in Cröchern und Wenddorf. Die Kirche wurde dank einer großzügigen Spende erheblich erweitert, der Kirchturm aufgestockt. Als Dank errichtete man ihm ein Epitaph, das heute noch in der Kirche zu sehen ist. Die barocke dreiflügelige Anlage war damals noch mit einem Ziegelwalmdach versehen. Aus dieser Zeit stammen u.a. die Zimmerfluchten, die kunstvoll geschnitzte Treppenanlage, die Rokoko-Stuckdecke des Gartensaales, die Wandtäfelungen und einige schwere Eichentüren, die heute noch zu sehen sind. Christoph Daniel war kinderlos und vererbte seinen Besitz an seinen Vetter Alexander Friedrich Christoph v. d. Schulenburg. Dieser wurde aufgrund militärischer Erfolge in den Grafenstand erhoben. Er erweiterte die Wirtschaftsgebäude und errichtete eine heute noch erhaltene Bruchsteinmauer um Teile des Parkgeländes. anno 1843 Edo Graf v.d. Schulenburg veränderte wiederum das Erscheinungsbild des Schlosses nach dem Geschmack der damaligen Zeit. Im Stil des Klassizismus wurde ein Flachdach gewählt. Im Innern des Hauses entstanden lichtdurchflutete Zimmerfluchten mit einfachen Stuckdecken. Das heutige Schloss entspricht von außen betrachtet dem Originalzustand aus dieser Zeit.

 

anno 1947 Nach der entschädigungslosen Enteignung und Vertreibung der Familie des Sigurd Graf v.d. Schulenburg im Jahre 1947 wurde 1949 eine Fachschule für Landwirtschaft, ab 1966 eine Berufsschule für Meliorationsbau im Schloss eingerichtet. Die klassizistische Raumaufteilung wurde durch Zwischenwände und - decken verändert, auf die weitläufigen Rasenfläche des englischen Parks wurden Baracken mit weiteren Klassenzimmern gebaut, die klassizistischen Kachelöfen wurden zerstört. Ein großer Teil des historischen Schmuckes des Gebäudes wurde jedoch gepflegt und das ganze Gebäude nebst Wassergraben instandgehalten.

 

anno 1997 Nachdem das Schloss nach der Wende leer stand und der einhergehende Vandalismus und vor allem die starke Ausbreitung des Hausschwammes dem Gebäude fast den Todesstoß gab, suchte die Familie Alexander Graf v.d. Schulenburg erfolglos Interessenten für das Schloss und entschloss sich im Mai 1997 das Gebäude nebst Park selbst zu kaufen. Nun endlich konnte mit der aufwendigen Schwammsanierung mit Fördermitteln u.a. von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz und dem Land Sachsen-Anhalt durchgeführt werden. Weiterhin müssen die beiden Dächer der Seitenflügel erneuert werden. Ein Seitenflügel des Schlosses wurde bereits mit drei Mietwohnungen vollständig ausgebaut. Drei der großen Säle im Erdgeschoss sind für Veranstaltungen zu mieten. Neben dem Schloss werden in Angern und Umgebung 800 Hektar Forst und 150 Hektar Landwirtschaft bewirtschaftet.

 

anno 2003 Petra Gräfin von der Schulenburg widmet sich heute gemeinsam mit ihrem Mann, Alexander Graf von der Schulenburg, seit fünf Jahren der aufwendigen Sanierung des Schlosses. In Zusammenarbeit mit Hannoveraner Galeristen entstand in diesem Sommer eine Ausstellung "Ausflug auf's Land" mit Künstlern aus Ost und West, die gekonnt moderne Kunst mit alten Gemäuern und einem wunderschönen Park verbindet. Vor der Kulisse der Ahnenreihe derer von der Schulenburg wurde in diesem Jahr erstmals ein Rittermahl im Schloss Angern veranstaltet. Ein ehemaliger Angerer feierte so auf originelle Art und Weise seinen 50. Geburtstag. Ähnliche Veranstaltungen sollen laut Schlossherrn, Alexander Graf von der Schulenburg, folgen. Der siebenachsige, zweigeschossige Mitteltrakt wird von einem dreigeschossigen Mittelrisalit betont. Das barocke Treppenhaus mit Holztäfelung und die Treppe mit Balustergeländer sowie die Rokokostukkaturen im Gartensaal sind erhalten. Zu dem Schloss, das auf einer Insel liegt, gehört ein Landschaftspark. Der Schlosspark 1735 befand sich an der Stelle des heutigen Parks ein Garten, in dem die beiden Fischteiche (Heller) bereits vorhanden waren. In dem Pachtvertrag mit dem Amtmann Christoph Heinrichs wurde festgelegt, dass dieser Garten von der Verpachtung ausgenommen sei, da der Besitzer ihn zu einem Lustgarten umgestalten wolle. Ebenso behielt er sich einen Streifen Acker zur Anlage einer Allee in gehöriger Breite hinter dem Garten ins Feld hinaus vor. Die beiden Fischteiche (Heller), die bereits 1585 erwähnt wurden, waren zu dieser Zeit völlig verwildert und glichen mehr einem Bruch. Man ließ sie deshalb zukarren und zwei neue Karpfenteiche anlegen. Bisher war das überflüssige Wasser aus dem Schlossteich über offene Gräben quer durch den Garten abgeleitet worden. Diese wurden nun durch unterirdische Wasserleitungen aus ausgehölten Eichenstämmen ersetzt. Beim Abfischen des Schlossteiches wurde das Wasser an dem sogenannten Grundzapfen abgelassen und floss über die Heller in den Graben an der Parkgrenze. Der Schlossteich erhielt 1738 eine äußere Umfassungsmauer. Zum Hof hin blieb eine Lücke, durch die eine Rampe zum Herausziehen der Fischernetze führte. Bei der Reparatur der Mauer 1986 wurde dieser Zugang geschlossen. Die Anlage des Lustgartens sollte nach dem damaligen Zeitgeschmack symmetrisch gestaltet werden. In einem Memoire hatte Christoph Daniel von der Schulenburg seine Anordnungen dazu niedergeschrieben. Die lange Hauptallee von den Hellern zum Tiergarten sollte von 4 Queralleen rechtwinklig gekreuzt werden. Die so entstandenen 6 Felder sollten durch Hecken eingefasst und innen mit Obstbäumen besetzt werden. Außerdem sollte ein Irrgarten angelegt werden. Hinter der Scheune wünschte der General sich einen Bogengang aus Buchen oder Rüstern. Der ganze Park sollte von einer Mauer umgeben sein, auf deren Innenseite Obstspaliere anzulegen waren. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Lustgarten zu einem Landschaftspark umgestaltet. 1911 lieferte J.H. Ehricke aus Harbke über 60 Bäume und Sträucher, darunter viele aus Nordamerika stammende Arten. Auch der heute noch vorhandene Ginkobaum gehörte zu dieser Lieferung. Nachdem der Schlosspark die Nachkriegszeit ziemlich unbeschadet überstanden hatte, kam er 1949 in den Besitz der Fachschule für Landwirtschaft, wurde gut gepflegt und stand auch der Bevölkerung offen. Im August 1966 übernahm die Meliorationsbau Magdeburg das Schloss samt Park und Wirtschaftshof. In der nachfolgenden Zeit sollte ein neuer Ausbildungskomplex für Lehrlinge und Erwachsene entstehen, der in der Schlossbreite entstehen sollte. Der Park sollte als Kulturpark bestehen bleiben. Im Ministerium wurden diese Vorstellungen mit anderen Beteiligten nicht abgesprochen. Die Gemeinde Angern versuchte, den Park zu erhalten und schlug als Bauplatz den alten Wirtschaftshof vor, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Die Entscheidung für die Errichtung eines dreiflügeligen Flachbaus im Park kam kurzfristig zustande. Der Gesamteindruck des Parkes wurde durch den Bau der Anlage auf der großen Wiese zwar gestört, aber es wurden keine wertvollen Bäume gefällt. Ein Teil des Baumbestandes am grünen Weg wurde allerdings dem Bau von Garagen und einer Ausbildungshalle geopfert. Auch die Heller sollten zugeschoben werden. Dabei stellte man eine Verbindung mit dem Schlossteich fest und fand auch eine in Vergessenheit geratenehölzerne Wasserleitung. So blieb ein Teich erhalten. Der schwere Sturm 1983 richtete auch im Park einige Verwüstungen an. Die bekannte 7stämmige Linde verlor all ihre Kronen.